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Gedichte über Selbstliebe – Worte, die dich erinnern: Du bist genug

Lesedauer 6 Minuten

Manchmal braucht Selbstliebe keine Strategien, keine Selbstoptimierung, keine „5 Tipps, die wirklich helfen“. Sondern Worte. Ehrliche, einfache, klare Worte. Worte, die dich daran erinnern, dass du genug bist – als Mensch, mit allem, was du bist. Auch ohne Leistung. Ein Gedicht über Selbstliebe kann so ein Anker sein. Kein Drama, kein Egoismus. Nur ein Satz, der trifft.

Inspiriert von Khalil Gibran – Von der Liebe (Der Prophet)

Wenn die Liebe ruft, antwortest du –
auch wenn ihr Weg dich durch Dornen führt.
Denn Liebe schenkt nicht nur Wärme.
Sie formt dich.
Sie zerschneidet, was du nicht mehr bist.
Und was bleibt, ist dein echtes Selbst.

Wer liebt, stellt keine Bedingungen.
Nicht an andere, nicht an sich selbst.
Liebe fragt nicht nach Sicherheit –
sie fragt nach Mut.
Nach Hingabe.
Nach der Bereitschaft, sich selbst zu begegnen – ohne Maske.

So verstanden ist Liebe keine Belohnung.
Sondern eine Aufgabe.
Auch die Liebe zu dir selbst.

Warum Worte heilen können – wenn Gedanken, Leidenschaft und Eigenliebe sich berühren

Sprache ist mehr als Information – sie kann etwas in uns bewegen. Worte wirken nicht nur über ihren Inhalt, sondern über das, was sie in uns auslösen: ein inneres Schwingen, eine Erinnerung, ein Gefühl. Manchmal trifft uns ein Satz, ohne dass wir genau sagen könnten, warum. Er klingt in uns nach – körperlich, emotional, manchmal fast spirituell. Genau das meint sprachliche Resonanz: Wenn Worte etwas anklingen lassen, das längst in uns existierte, aber verschüttet war. Dieses Prinzip stammt unter anderem aus der Achtsamkeitspraxis – also der bewussten, urteilsfreien Wahrnehmung des gegenwärtigen Moments (Guendelman et al., 2017) und ist auch grundlegend in der Poesietherapie (Heimes, 2012), die Sprache als Spiegel innerer Prozesse nutzt.

Selbstliebe beginnt oft nicht mit Taten, sondern mit innerem Fühlen. Du erinnerst dich an etwas, das längst da war. Und manchmal ist ein Vers ehrlicher als jedes Selbsthilfe-Buch.

🧠 Was ist Poesietherapie?

Poesietherapie ist ein wissenschaftlich fundiertes Verfahren aus der Kunst- und Kreativtherapie, bei dem das Schreiben, Lesen und Erleben von Texten zur emotionalen Selbstwahrnehmung und Heilung eingesetzt wird.
Sie wird unter anderem verwendet bei:

  • psychischen Belastungen (z. B. Depression, Trauma, Stress)
  • psychosomatischen Beschwerden
  • Persönlichkeitsentwicklung & Selbstreflexion

💡 Wirkung:
Studien zeigen, dass poetische Sprache innere Bilder aktiviert, emotionale Prozesse in Gang setzt und das Selbstmitgefühl stärkt (Heimes, 2012). Anders als klassische Ratgeber spricht Poesie oft das Unbewusste an – und wirkt so tief, ohne belehrend zu sein.

📚 Typische Methoden:

  • Schreiben von freien oder angeleiteten Gedichten
  • Arbeiten mit Lieblingszitaten oder Metaphern
  • therapeutisches Lesen („bibliotherapeutisches Setting“)

Poesietherapie ersetzt keine Psychotherapie, kann aber begleitend helfen, innere Themen sanft zu berühren – in der Sprache, die du selbst wählst.

Poesie, Kerzen

6 Gedichte über Selbstliebe – Worte, die dein Herz erinnern und fühlen lassen

1. „Ich bin ich“ – Joachim Ringelnatz 

Ich bin ich.
Es gibt kein zweites Ich auf Erden.
Gott lob! – und wär’ auch keiner gern,
Ein andrer, als er selber werden.

Ich bin ich. Und das ist gut,
So wie ich bin, mit Fleisch und Blut.

Dieser Text sagt: Du bist nicht falsch, nur weil du anders bist. Selbstliebe heißt auch, sich nicht dauernd zu vergleichen. Sondern zu erkennen: Ich bin eigen. Und das ist nicht das Problem, sondern der Anfang.

2. „An den Mond“ – Johann Wolfgang von Goethe

Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;
Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.

Jeden Abend warst du da,
Fandest mich allein,
Und so manche Träne sah
Ich aus deinem Schein.
Floss auch manches Tränchen wohl
Hin in deinen Strahl,
Still, wie viele Nächte wohl,
Und verschwand einmal.

Und so leuchte mir zu Ruh’,
Süßer Himmelsfreund!
Zeige mir in deiner Ruh’
All mein Lebensleid.
Und der stille Wald erhebt
Sich zum Himmel weit,
Und mein stilles Lied entschwebt
Wie ein Hauch der Zeit.

Goethes Zeilen berühren auf eine leise, fast kontemplative Weise. Sie erzählen von Einsamkeit, von innerem Rückzug – aber auch von Trost. Der Mond wird zur Projektionsfläche für Schmerz und Hoffnung zugleich. So, wie Selbstliebe oft entsteht: nicht laut, nicht plötzlich. Sondern als langsames Leuchten. Als stiller Begleiter, der dich sieht, auch wenn du dich selbst kaum erkennst. Dieses Gedicht erinnert daran, dass es Räume in uns gibt, die nicht gelöst werden müssen – sondern nur sanft beleuchtet.

3. „Ich bin mir genug“ – frei inspiriert nach Hilda Doolittle

Ich habe mich lang gesucht,
in Augen, Händen, Stimmen.
Und fand mich erst,
als ich begann, still zu werden.

Kein Beweis, kein Urteil mehr – nur Atem.
Und in ihm: Ich bin mir genug.

Ein Vers für Momente der Überforderung. Wenn alles zu laut ist, zu viel. Selbstfürsorge – also die achtsame Sorge um die eigenen emotionalen und körperlichen Bedürfnisse – beginnt oft mit einem einzigen Satz, der dich zurückholt. Ohne Kraftakt. Ohne Mantra. Einfach: Ich bin hier. Und das reicht. 

Und manchmal ist es genau diese Ruhe, die du brauchst, wenn dein System in Sorge ist.

4. „Selbstvertrauen“ – Ralph Waldo Emerson

Vertraue dir selbst: Jede Herzensschwingung
spricht für dich, wenn du sie hörst.
Akzeptiere die Stelle,
die das göttliche Schicksal für dich bestimmt,
in der Gesellschaft deiner Zeitgenossen.
Groß ist der, der inmitten der Menge
mit vollkommen süßem Vertrauen
die Unabhängigkeit der Einsamkeit bewahrt.

Emerson bringt es auf den Punkt: Selbstliebe ist oft still. Keine Show. Kein Hashtag. Sondern Vertrauen in das eigene Gefühl – selbst wenn außen alles wackelt. Das ist nicht immer angenehm, aber es ist echt.

5. „Die Liebe“ – 1 Korinther 13 

Die Liebe ist langmütig,
die Liebe ist gütig.
Sie ereifert sich nicht,
sie prahlt nicht,
sie bläht sich nicht auf.
Sie handelt nicht ungehörig,
sucht nicht ihren Vorteil,
lässt sich nicht zum Zorn reizen,
trägt das Böse nicht nach.
Sie freut sich nicht über das Unrecht,
sondern freut sich an der Wahrheit.
Sie erträgt alles,
glaubt alles,
hofft alles,
hält allem stand.

Diesen Text habe ich vor vielen Jahren zum ersten Mal gelesen. Und er hat sich eingebrannt, als eines meiner Lieblingszitate. Als etwas, das mich bis heute begleitet.
Ursprünglich geht es in diesen Zeilen um die Liebe zu anderen. Aber lies sie noch mal – als wären sie an dich gerichtet. An dein inneres Selbst. Was wäre, wenn du dir selbst mit dieser Haltung begegnen würdest? Nicht fordernd, nicht bewertend. Sondern gütig. Geduldig. Wahrhaftig. Vielleicht ist das der Anfang von Selbstliebe: nicht mehr kämpfen müssen, sondern sich selbst aushalten können. Auch in den schwierigen Momenten. Gerade da.

6. „Ratschläge für einen schlechten Redner“ – Kurt Tucholsky 

Nichts ist schwerer
und nichts erfordert mehr Charakter,
als sich in offenem Gegensatz
zu seiner Zeit zu befinden
und laut zu sagen: Nein.

Diese Worte bringen einen oft übersehenen Aspekt von Selbstliebe ins Licht: Abgrenzung. Nicht, um sich abzugrenzen – sondern um sich nicht selbst aufzugeben. Selbstachtung bedeutet nicht immer, sich zu verbessern oder anzupassen. Manchmal heißt sie einfach: gegen den Strom stehen. Ein Nein, das kein Angriff ist – sondern das liebevollste Ja zu sich selbst.

Wie du mit Poesie Selbstliebe lernen, zeigen und fühlen kannst

Gedichte sind keine Deko. Sie sind Werkzeug. Oder, wenn du so willst: kleine Rituale für den Alltag. Drei Ideen, wie du damit arbeiten kannst – ohne dass es pathetisch wird:

  1. Morgendliche Resonanz
    Lies dir morgens einen Vers laut vor. Noch bevor das Handy dich in den Tag zieht. Manchmal reicht ein einziges Wort, das hängen bleibt. Vielleicht: „Ich bin.“ Oder: „Ich mag mich.“
  2. Journaling mit Gedichten
    Nimm eine Zeile und schreib dazu. Ohne Anspruch. Was bedeutet das heute für dich? Welche Gedanken, welches Gefühl taucht auf? So entstehen keine Gedichte – sondern deine eigene Sprache.
  3. Selbstmitgefühl üben
    Gedichte helfen, wenn du dich selbst fertig machst. Lies langsam. Mit Gefühl. Nicht analysieren. Nur spüren. Manchmal beruhigt ein einziger Satz das Nervensystem mehr als jede To-do-Liste. Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Sondern darum, sich selbst zu zeigen – echt, ungeschönt, menschlich.

Weitere Impulse rund um Selbstliebe

Selbstliebe ist kein Trend, sondern ein Thema, das bleibt. Ein Thema, das unsere Gesundheit berührt – psychisch wie körperlich. Weil es nicht um Selbstverliebtheit geht – sondern um Beziehung. Zu dir selbst. Zu deinem Körper. Zu deiner Geschichte.

Du musst dich nicht ständig lieben. Aber du kannst lernen, dich auszuhalten. Und manchmal passiert es dann doch: Du merkst, du magst dich. Nicht immer. Aber öfter.

Das ist keine Magie. Das ist Übung. Und manchmal beginnt sie mit ein paar Zeilen auf Papier.

Fazit – Worte als Rückkehr zu dir

Vielleicht braucht Selbstliebe weniger Strategie, als wir glauben. Vielleicht reicht es, still zu werden – und einem Gedicht über Selbstliebe zuzuhören, das mehr sagt als jeder Ratgeber.

Denn manchmal ist ein Gedicht keine Flucht aus der Realität, sondern die sanfteste Art, zu sich selbst zurückzukehren – mit Gefühl, mit Glaube, mit ein bisschen Frieden.

Häufig gestellte Fragen zu Gedicht über Selbstliebe

Was bringt ein Gedicht über Selbstliebe wirklich?

Es kann eine emotionale Erinnerung sein, dass du genug bist – jenseits von Leistung oder Vergleichen.

Wie nutze ich Gedichte im Alltag zur Stärkung meiner Selbstliebe?

Zum Beispiel durch lautes Lesen, Journaling oder als inneres Mantra in schwierigen Momenten.

Sind solche Gedichte nicht zu kitschig oder esoterisch?

Nicht, wenn sie authentisch sind. Ein gutes Gedicht berührt, ohne zu belehren.

Kann ein Gedicht Therapie ersetzen?

Nein. Aber es kann begleiten, beruhigen – und dich wieder mit dir selbst verbinden.

Was ist der Unterschied zwischen Selbstliebe und Egoismus?

Selbstliebe achtet auf das eigene Wohl, ohne das der anderen zu missachten. Egoismus hingegen schließt oft andere aus.

Quellen & Hinweise:

Hinweis: Die in diesem Beitrag zitierten Gedichte wurden nach bestem Wissen als gemeinfrei (Public Domain) ausgewählt. Sollte dennoch ein berechtigter Anspruch auf Urheber- oder Verlagsrechte bestehen, bitten wir um eine kurze Nachricht – der betreffende Text wird in diesem Fall umgehend entfernt. Es wird keine Gewähr für die rechtliche Unbedenklichkeit übernommen.

Hinweis: Die Inhalte auf dieser Seite dienen ausschließlich der allgemeinen Information und Inspiration. Sie ersetzen keine medizinische, psychologische oder therapeutische Beratung, Diagnose oder Behandlung und stellen kein Heilversprechen dar. Bei gesundheitlichen oder psychischen Beschwerden wende dich bitte an qualifizierte Fachpersonen.

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